T-Shape: Wenn Jura mit Betriebswirtschaft und Social Skills ergänzt wird

Prof. Dr. Bruno Mascello LL.M. Rechtsanwalt EMBA HSG
Direktor der Executive School of Management, Technology and Law der Universität St. Gallen und akademischer Leiter der HM Akademie St. Gallen.

Reicht es Mandanten heute noch, von ihren juristischen Beratern «nur» korrekten Rechtsrat zu erhalten? Schaut man sich verschiedene Studien aus dem In- und Ausland an, in welchen Mandanten zu ihren Erwartungen befragt wurden, zeigt sich, dass die juristische Fach­expertise vorausgesetzt wird. Darüber hinaus erwarten die Mandanten jedoch auch, dass die Rechts­auskunft für sie nicht nur nützlich und direkt umsetzbar ist, sondern auch ihre Erwartungen an die sogenannten Service­leistungen abgedeckt werden. Nicht zuletzt sind es gerade diese nicht juristischen Elemente, welche regel­mässig die Zufrieden­heit der Mandanten mit­beein­flussen. Es ist für Anwältinnen und Anwälte heute deshalb wichtig, über den juristischen «Teller­rand» hinauszuschauen und die Mandanten, deren Geschäft und die wirtschaft­lichen Zusammenhänge zu kennen (Stichwort: know your customer). 

Das universitäre Jura-Studium und die anwaltliche Aus- und Weiter­bildung nehmen erfahrungs­gemäss wenig Rücksicht auf diese Umstände und Mechanismen. Die meisten Anwältinnen und Anwälte treten oft ohne betriebs­wirtschaftliche Kenntnisse ins Berufs­leben. Während der Studienzeit werde die sogenannten Social Skills auch nicht ausdrücklich gefördert. Diese doppelte Lücke will die HM Akademie St. Gallen schliessen. Denn versteht man, welche Rolle der betriebs­wirtschaft­liche Kontext in der wirtschafts­rechtlichen Beratung spielt und welche Erwartungen die Mandanten haben, kann dieses Zusatz­wissen nutzen­stiftend in die eigene Beratungsleistung eingebracht werden.

Die Absolventinnen und Absolventen dieses Lehrgangs lernen, die Funktions­weise eines Unternehmens und die Heraus­forderungen der Unternehmer und Vorstände besser zu verstehen. Es werden Kenntnisse in allen für die Unter­nehmens­führung wichtigen Disziplinen vermittelt und die Modul­inhalte laufend aktualisiert. Damit sind die Anwältinnen und Anwälte in der Lage, mit ihren Mandanten auf Augenhöhe in deren Sprache über unter­nehmerische Situationen zu diskutieren.

So wird zum Beispiel mit dem St. Galler Management Modell die strukturelle Basis für den Einstieg in die Betriebs­wirtschafts­lehre gelegt und der Bogen für die später behandelten Inhalte zum „Management“ gespannt. Und weil Unternehmens­führung mit der Fest­legung der Strategie beginnt, gehen wir den Fragen nach der optimalen Positionierung eines Unter­nehmens, der Schaffung eines einzigartigen Unterscheidungs­merkmals und der Bildung eines funktionierenden Geschäfts­modells nach. Denn Unternehmen sind erfolgreich, wenn sie sich permanent verändern und mit Innovationen Wettbewerbs­vorteile schaffen. Schliesslich verlangt erfolgreiches Unternehmertum den professionellen Umgang mit Zahlen. Mit der Erarbeitung der Grundlagen im Accounting wird das Zahlenwerk eines Unternehmens verstanden und der finanzielle Erfolg messbar gemacht. Gerade im Transaktions­geschäft sind Kenn­ziffern zur Liquidität, zum Ertrag und zur Substanz eines Unter­nehmens entscheidende Grössen und die Kenntnis der wichtigsten Methoden zur Unternehmens­bewertung relevant. Verschiedene Möglich­keiten der Finanzierung werden besprochen und in Zusammenhang mit den juristischen Konstrukten zur Trans­aktions­finanzierung gestellt.

Neben den juristischen und betriebswirtschaft­lichen Elementen bilden die Module zu den sogenannten Social bzw. Soft Skills den dritten Teil der HM Akademie St. Gallen. Sie stellen den Menschen in den Mittelpunkt und geben Gelegenheit, die wichtigsten Fertigkeiten im Umgang mit Mandanten und für die Arbeit im Team zu trainieren. Studien zeigen, dass Mandanten die Fähigkeiten ihrer Anwälte zur Kommunikation und zur Zusammen­arbeit nicht nur sehr hoch einschätzen, sondern diese Fähigkeiten auch zentral für die Beurteilung der Qualität der anwaltlichen Arbeit sind. Überdies dienen sie als wichtige Treiber beim Aufbau der Vertrauens­beziehung zu den Mandanten. Dieser Teil adressiert Themen zu Kommunikation, Präsentation, Leadership und Verhandeln. Damit soll dazu beigetragen werden, dass die Teilnehmenden auch in besonders schwierigen Situationen und unter großem Druck erfolgreich bestehen.

Die HM Akademie St. Gallen besteht bereits seit 2010 und wurde seither ununterbrochen durchgeführt, auch während der Pandemiezeit. Über 500 Anwältinnen und Anwälten der Kanzlei haben schon die HM Akademie St. Gallen mit einem Zertifikat oder Diplom abgeschlossen. Dies erfüllt Hengeler Mueller und die Universität St. Gallen mit Freude und Stolz! Damit gehört Hengeler Mueller klar zur Spitze, wenn es um die umfassende und konsequente Förderung von Associates im Kanzleimarkt Deutschlands geht.